Anfang der Woche hatte es noch nach einer veritablen Preisrallye ausgesehen an den internationalen Ölbörsen. Viele Faktoren am Ölmarkt wirkten sich preisstützend aus und so legten die börsengehandelten Rohölpreise zunächst zu. Doch gestern war es mit dem schnellen Preisanstieg dann auch schon wieder vorbei und die Preise rutschten wieder ab. Die Achterbahnfahrt, die schon den ganzen Monat geprägt hatte, setzt sich also auch in der letzten Augustwoche fort.
Bullen hatten bis gestern das Heft in der Hand
Schon seit längerem liefern sich die preisstützenden und preissenkenden Faktoren am Ölmarkt eine Art Tauziehen, das sich in mehr oder weniger heftigen Kursschwankungen äußert. Bis Montag hatten die Bullen (an den Börsen ein Symbol für steigende Preise) das Heft fest in der Hand. Zum einen hatte die Eskalation zwischen Israel und der Hesbollah am Wochenende für Auftrieb gesorgt, zum anderen bestätigte die US-Notenbank endlich erste Zinssenkungen für September, was nicht nur die amerikanische Konjunktur, sondern mit ihr auch die Ölnachfrage stützt. Dazu kam dann noch ein Produktionsstopp im OPEC-Land Libyen und die Preise schossen in die Höhe.
Bären übernehmen wieder – Nachfragesorgen belasten
Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille, die eher den Bären (dem Symbol für sinkende Preise) in die Karten spielt und den Ölmarkt schon länger beschäftigt. Denn die Nachfrageentwicklung in China, dem größten Ölimporteur und dem (nach den USA) zweitgrößten Ölkonsumenten der Welt , lässt zu wünschen übrig. Das Land hat sich längst nicht so problemlos von der Corona-Zeit erholt, wie gehofft und kämpft aktuell unter anderem mit einer massiven Immobilienkrise. Doch auch andere Industriesektoren leiden, wie die eher enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Volksrepublik in den letzten Monaten gezeigt haben. Und dies wir mehr und mehr auch bei der Ölnachfrage spürbar. Sinkt diese, fallen die Preise an den Ölbörsen.
Angebotsüberschuss im kommenden Jahr drückt schon jetzt auf die Preise
Und dazu kommt, dass gleichzeitig mit einem sinkenden Nachfragewachstum in China, das globale Ölangebot spätestens im nächsten Jahr wahrscheinlich anwachsen wird. Das liegt zum einen an der OPEC und ihren Partnern. Das aktuell aus 22 Ländern bestehende Bündnis aus Förderländern kürzt schon seit langem seine Fördermengen, um ein Überangebot und damit einen Preisverfall zu vermeiden. Doch ab Oktober soll zumindest ein Teil dieser massiven Kürzungen, die sich insgesamt auf 3,66 Millionen Barrel (à 159 Liter) pro Tag belaufen, schrittweise wieder zurückgeführt werden. Bis September 2025 sollen dann – so der aktuelle Plan – 2,2 Millionen Barrel pro Tag mehr auf den Markt kommen.
Zum anderen sind die OPEC+ Mitglieder nicht die einzigen Förderländer, die planen, ihre Produktionsmengen zu steigern. So dürfte die US-Schieferölproduktion im nächsten Jahr weiter ansteigen (wobei der genaue Umfang hier mit dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen im November zusammenhängen wird) und auch aus Ländern wie Brasilien, Kanada und Guyana wird eine deutliche Angebotssteigerung erwartet. Entsprechend rechnen die Marktteilnehmer an den internationalen Ölbörsen spätestens für 2025 mit einem Überangebot, welches schon jetzt dafür sorgt, dass die Preisrallyes an den Ölbörsen nach oben gedeckelt bleiben.
Heizöl im Inland profitiert von fallenden Börsen
Im Inland können die Verbraucherinnen und Verbraucher heute vom Hin und Her an den Ölbörsen profitieren, denn die Heizölprise sind mit dem gestrigen Preisnachlass auch wieder gesunken. So müssen für 100 Liter heute etwa -1,20 bis -1,80 Euro weniger bezahlt werden, als noch gestern Vormittag.